Wenn über die Gen Z gesprochen wird, ist vor allem eines zu hören: Unflexibel, Arbeitsscheu – und Hauptsache die Work-Life-Balance stimmt. Doch sind die jungen Erwachsenen im Jahr 2024 wirklich so schlimm wie alle denken? Und welche Auswirkungen hat dies auf Nachwuchskräfte im Bereich der frühkindlichen Bildung?
Als Generation Z bezeichnen wir alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die zwischen 1996 und 2010 geboren sind; somit die 13–28-Jährigen. Viele von ihnen befinden sich bereits auf dem Arbeitsmarkt, andere hingehen sind gerade in den letzten Zügen ihrer allgemein schulischen Ausbildung. Doch was unterscheidet diese Generation von allen anderen?
Um das zu verstehen ist es wichtig, sich die Bedingungen anzusehen, in der diese Generation aufgewachsen ist: Smartphone, Social Media und Co. sind für sie kein Buch mit sieben Siegeln, sondern ihr Alltag. Während die Älteren von uns erstmal lernen mussten, wie ein Word-Dokument in ein PDF umgewandelt wird und was „Follower“ bedeutet, hat die Gen Z das bereits in der Schule gelernt. Mit dem grenzenlosen Internet aufzuwachsen und dauernd vernetzt zu sein hat zudem den großen Vorteil, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht nur von ihrer eigenen Erfahrung profitieren, sondern sich mit der ganzen Welt austauschen und connecten können – und dadurch schnell ein Gespür bekommen, was in unserer sich schnell wandelnden Welt alles möglich ist.
Doch was hat das mit der Arbeitswelt zu tun?
Früher waren anonyme Einblicke in Betriebe beinahe unmöglich. Wer sich für einen Beruf interessierte, musste ein klassisches Praktikum absolvieren und hat die vorherrschenden Bedingungen erstmal als festen IST-Zustand akzeptiert. Warum auch nicht; in dem Betrieb war es so also wird es überall so sein, so ggf. damals der Gedanke. Für die Gen Z ist das nicht mehr notwendig: Durch die unzähligen Accounts auf Social Media und Jobplattformen bekommen junge Arbeitnehmer:innen einen differenzierten Einblick in die Aufgaben, Arbeitsbedingungen und Gehaltsaussichten. Und wie bei allem werden neben den glänzenden Benefits auch Missstände und schwächelnde Rahmenbedingungen deutlich. Die Folge ist, dass diese Generation schnell versteht, was in einer Branche „üblich“ ist und was nicht. Entsprechend sicher sind sie in ihren Forderungen, wenn es darum geht, sich einen Arbeitsplatz zu suchen.
Eine repräsentative Umfrage der Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD) hat dazu herausgefunden, dass 81% der Befragten im Alter von 15 bis 25 Jahren eine gute Gehaltsaussicht in der Jobwahl am wichtigsten ist. Platz 2 der Forderungen mit 71% der Stimmen belegte die Work-Life-Balance.
„Arbeiten, um zu Leben anstatt Leben, um zu Arbeiten“ ist somit das Motto der Gen Z. Doch ist das denn so falsch?
Glaubt man Krankenkassenberichten und den Rufen der Psychotherapeut:innen steigt die Anzahl der Patient:innen mit Burn-Out und Depressionen stetig an. Wäre es bei diesen Warnschreien denn nicht richtig, die Arbeit zu reduzieren und sich mehr auf das eigene Wohlbefinden zu konzentrieren? Vielleicht sogar mal mehr an die Freizeit, statt an die Arbeit zu denken?
Sicher ist, dass die Gen Z einen Wandel lostreten wird. Einen Wandel der Arbeitswelt, dessen Auswirkungen wir schon heute spüren – aber dessen vollen Umfang wir uns noch nicht bewusst sind. Und dennoch lohnt es sich, die Gründe und Ansichten dieser Generation anzuhören und zu versuchen, sie zu verstehen. Denn nur so können wir gewährleisten, dass diese, vielleicht spezielle Generation, mit den vorhergegangenen harmoniert und somit eine gute Arbeitsgemeinschaft bildet.
Saskia Wollner-Jungheinrich
Die Autorin, Dozentin und Fachberaterin für frühkindliche Bildung und Führung, gibt in ihrem Vortrag „Früher war alles besser?! – Wie Generationskonflikte unsere Haltung im Team beeinflussen“ spannende Einblicke in die Teamarbeit mit unterschiedlichen Generationen, sowie den Chancen aber auch Risiken solcher Konstellationen.
www.saskiawollner.com
Ich bin Speaker auf dem DKLK Düsseldorf, Stuttgart, Leipzig, Wiesbaden, Hamburg, Berlin und München 2024.