Transparente Fehlerkultur im Kindergarten: Grundstein für eine starke Gemeinschaft

Fehlerkultur ist auch in der dynamischen Welt der Kindergärten ein wichtiges Thema. Fehlerkultur bezieht sich darauf, wie eine Organisation oder ein Team mit Fehlern und Misserfolgen umgeht. Im Kindergartenkontext umfasst dies vier Aspekte: die pädagogische Arbeit, die Teamdynamik, die Elternarbeit und die Entwicklung der Einrichtung als Ganzes. Ein guter, transparenter Umgang mit Fehlern hat weitreichende positive Auswirkungen auf all diese Bereiche.

Aktuell stehen viele Kindergärten vor großen Herausforderungen: Es herrscht in vielen Einrichtungen ein Mangel an Fachkräften, was zu Überlastung der Mitarbeitenden und irgendwann zu krankheitsbedingten Ausfällen führt. In dieser Situation können nur weniger personalintensive Angebote in der pädagogischen Arbeit umgesetzt werden, was dann irgendwann wieder die Kritik der Eltern mit sich bringt. Das fällt dann wieder auf die Einrichtung als Ganzes zurück. Ein Teufelskreis.

Wie kann eine gute Fehlerkultur dabei helfen?

Ein ineffizienter Umgang mit Fehlern kostet enorm viel Energie und Zeit – Ressourcen, die in der aktuellen Situation ohnehin knapp sind. Ein proaktiver Ansatz im Umgang mit Fehlern kann hier Abhilfe schaffen. Hier drei Richtlinien, die mehr oder weniger aufeinander aufbauen:

1. Je früher ein Fehler kommuniziert wird, desto positiver ist in der Regel die Reaktion darauf.

Geht es um Kinder, sind wir uns dieser Regel bewusst: Je schneller wir von einem Fehler oder Ereignis wissen, desto besser lässt es sich in den Griff bekommen. Wir freuen uns, dass wir ins Vertrauen gezogen werden, unterstützen emotional und sachlich, kommen sofort ins Handeln und grenzen die Situation ein. Erfahren wir hingegen erst spät davon, oder müssen den Missstand erst selbst entdecken, fühlen wir uns hintergangen. Wir fragen uns, warum wir nicht eher ins Vertrauen gezogen wurden. Wir reagieren enttäuscht und oft auch deutlich ernster.

Machen Sie sich diesen Mechanismus zunutze: Beziehen Sie die Eltern proaktiv ein, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Kontaktieren Sie das Kollegium oder auch die Träger, auch wenn Sie noch keine Lösung für die Herausforderung haben. Je früher Sie in Kontakt treten, desto unterstützender fällt die Reaktion aus. Vertrauen Sie darauf, dass Sie alle an einem Strang ziehen und das gleiche Ziel verfolgen.

2. Eine offene und transparente Kommunikation über Fehler, Missgeschicke und Irrtümer fördert Vertrauen, Empathie und Respekt.

Was ist Mut? Mut ist es, zu etwas zu stehen, egal wie unangenehm es ist. Mutig ist es, sich für eine Sache einzusetzen. Und mutig ist, wer nach Lösungen sucht; ob alleine oder mit Unterstützung. Bei Kindern wissen wir das. Wenn Sie, als Erwachsene, Fehler und Herausforderungen offen ansprechen und transparent machen, schaffen Sie eine gute Beziehungsgrundlage aus Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Respekt. Sie werden als mutig wahrgenommen und gewinnen Respekt, weil Sie sich darum kümmern.

Wenn Fehler und ungünstige Situationen hingegen verschwiegen werden und dann doch irgendwann ans Licht kommen, wird Glaubwürdigkeit zerstört, das Vertrauen in die Zusammenarbeit sinkt und wir werden weniger respektiert. Also sprechen Sie die Themen offen an, damit es uns nicht wie den Kindern geht, die erst im Nachhinein verstehen: Ich hätte es gleich ansprechen sollen.

3. Es ist wichtig, sich nicht isoliert mit Problemen zu beschäftigen, sondern andere aktiv in die Lösungssuche einzubeziehen.

Machen sie nicht alles allein. Wenn die Kinder Fehler machen, wollen Erwachsene auch miteinbezogen werden und bei der Lösung oder Klärung unterstützen. Warum soll das unter Erwachsenen anders sein? Wenn etwas schiefging oder Sie für eine Herausforderung noch keine Lösung haben, fragen Sie aktiv nach Unterstützung oder Lösungsvorschlägen. Es ist immer ein Zeichen von Größe, Verantwortung zu übernehmen. Ja, vielleicht machen Sie sich angreifbar. Vielleicht äußern sich mache Eltern im Chat negativ, aber Sie können sich sicher sein, dass Sie damit auch Respekt und Empathie erzeugen. Und vor allem erhalten Sie Unterstützung. Ein transparenter Umgang mit Fehlern und Missverständnissen kann das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindergarten stärken. Eltern schätzen Ehrlichkeit und Offenheit, besonders wenn es um das Wohl ihrer Kinder geht.

Transparenz herzustellen und ungünstige Situationen offen anzusprechen braucht Mut und Energie. Aber es braucht viel mehr Mut und Energie, die Sachverhalte verspätet anzusprechen. Wenn Sie als Kitaleitung Transparenz vorleben, fördern Sie damit auch Offenheit und Vertrauen im Team.  Mitarbeitende fühlen sich sicherer, eigene Fehler zuzugeben und persönliche Herausforderungen anzusprechen. Dies verbessert nicht nur die Qualität der Betreuung und Erziehung, sondern stärkt auch das Teamgefüge.

Andreas Gebhardt ist ein erfahrener Jongleur und inspirierender Keynote Speaker rund um die Themen Fehlerkultur & Mut zur Veränderung. Durch die Einbindung von Jonglierbällen in seine Vorträge schafft er eine eindrucksvolle Verbindung von Inhalt und Unterhaltung, die nachhaltig in Erinnerung bleibt. Er ist Vater von zwei Kindergartenkindern.

www.andreasgebhardt.de