Die Verwendung von mehrsprachigen Kinderbüchern in der Sprachförderung ist eine Methode, um negatives Sprachprestige zu reduzieren und die Sprachentwicklung bei Kindern zu fördern. Negatives Sprachprestige bezieht sich auf die abwertende Haltung oder das Stigma, das mit bestimmten Sprachen oder Dialekten in einer Gesellschaft verbunden ist, Beispiele hierfür können die Sprachen der Arbeitsmigrant:innen sein. Dies kann zu einer Unterbewertung und Abwertung von kultureller und sprachlicher Vielfalt führen.
Mehrsprachige Kinderbücher bieten eine Möglichkeit, die Wertschätzung für verschiedene Sprachen und Kulturen zu fördern. Kinder, die in mehrsprachigen Umgebungen aufwachsen, profitieren von Büchern, die ihre Muttersprache einbinden. Dies ermöglicht es ihnen, ihre Identität und kulturelle Wurzeln zu bewahren, während sie gleichzeitig die Umgebungssprache erlernen. Zudem schafft das Vorhandensein mehrsprachiger Bücher einen Raum, in dem die Identität und die kulturellen Wurzeln von Menschen gewürdigt werden können.
Ein zentraler Vorteil mehrsprachiger Bücher ist die Förderung der positiven Selbsteinschätzung der Kinder. Indem sie Geschichten in ihrer Muttersprache lesen oder hören, fühlen sich Kinder bestätigt und respektiert. Dies stärkt ihr Selbstwertgefühl und ihr Vertrauen in ihre sprachlichen Fähigkeiten. Durch gezieltes Vorlesen und Diskutieren über den Inhalt dieser Bücher können Kinder nicht nur ihre sprachliche Kompetenz in den verschiedenen Sprachen verbessern, sondern auch ihre kognitive Entwicklung fördern und ihr kritisches Denken schärfen. Mehrsprachige Bücher spielen eine entscheidende Rolle bei der Normalisierung des Andersseins, indem sie Kindern und Leser die Vielfalt der Welt und die Existenz unterschiedlicher Kulturen und Sprachen nahebringen.
Link: www.gurzabay.de
Zitation:
Gürz Abay, A. (2023). Wie Sprachförderung durch Einsatz mehrsprachiger Kinderbücher negatives Sprachprestige reduzieren kann. Sprachtherapie aktuell: Forschung – Wissen – Transfer 10(1): 23. Wissenschaftliches Symposium des dbs e. V. e2023-29
Arzu Gürz Abay
ist Autorin von zweisprachigen Kinderbüchern und Frühförderin (B.A.) mit dem Fokus auf Sprachförderung. Als solche hält sie Vorträge, leitet Fortbildungen und Workshops für Pädagoginnen und Pädagogen zum Thema Mehrsprachigkeit. In Kindergärten, Schulen und Bibliotheken liest sie regelmäßig aus ihren Büchern.
Weiteres:
Auszeichnung 2019 mit dem Preis „Wildcard“ der Leipziger Buchmesse für ihr Konzept „Erlebnis Mehrsprachigkeit“. Teilnahme an der lit.cologne, Stipendiatin von „Werkproben“ des Kulturministeriums NRW. Mehrere ihrer Kinderbücher werden von Stiftung Lesen empfohlen. Mehrsprachige, interaktive Lesungen seit über zehn Jahren an Kitas, Grundschulen, Bibliotheken und Institutionen. Studium an der Mount Holyoke College in den USA mit Stipendium. Angehende Frühförderin an der Universität zu Köln mit Fokus auf Sprachförderung.
Leitung Workshop zum Thema „Sprachprestige“ für das 23. Wissenschaftliche Symposium des Deutschen Bundesverbands für akademische Sprachtherapie und Logopädie (2023).
Ich bin Speaker auf dem DKLK Stuttgart, Leipzig, Wiesbaden, Hamburg, Berlin und München 2024.